Es gibt Momente, die einen kalt erwischen.
Meine Website – meine Visitenkarte, mein Portfolio, mein zentraler Kommunikationsknotenpunkt – wurde gehackt. Und zwar so gründlich, dass zunächst nichts mehr zu retten schien.
Eines Morgens bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Meine Google-Sichtbarkeit war eingebrochen, meine Rankings verschoben sich, und im Backend fand ich Spuren, die nicht dorthin gehörten. Jemand hatte sich Zugang verschafft, mutmaßlich über ein veraltetes Plugin. Und er hatte nur ein Ziel: Zerstörung.
Ich hätte wütend sein können. War ich auch kurz. Aber was dann passierte, war überraschend produktiv.
1. Wenn deine digitale Identität angegriffen wird, lernst du, wie wertvoll sie wirklich ist
Ich arbeite seit über 20 Jahren an Marken, Storys und visueller Kommunikation. Ich helfe Unternehmen, Vertrauen aufzubauen und sich klarer zu positionieren.
Aber in dem Moment wurde mir bewusst: Ich selbst bin auch eine Marke. Und plötzlich war diese Marke bedroht.
Der Hacker wollte meine Domain für Spam, Backdoor-Traffic, Dark-SEO oder was auch immer missbrauchen. Nicht, um mich persönlich zu ruinieren, sondern um meine Reichweite zu kapern. Ein perfider, aber gängiger Trick.

Die Wahrheit ist:
Meine erste Reaktion war Panik. Dieses kurze, scharfe Ziehen im Bauch, wenn du spürst: Da greift gerade jemand in deine Identität ein.
Trotzdem zwang ich mich, ruhig zu bleiben. Ich loggte mich ins Backend ein, suchte nach Auffälligkeiten, öffnete Dateien, checkte verdächtige Snippets und möglichen injected Code.
Dann passierte es: Ich wurde ausgeloggt.
Beim ersten Mal hielt ich es noch für Zufall. Beim zweiten Login-Versuch wurde mir mulmig. Beim dritten war klar: Hier stimmt etwas nicht.
Kurz darauf war endgültig Schluss.
Kein Zugriff mehr. Nicht ins Dashboard. Nicht als Admin. Nicht über die Recovery-Routine.
In diesem Moment kippte die Lage wieder – von Analyse zurück zu Panik, und von Panik zu einer brutalen Klarheit:
Die Kontrolle über meine Website war komplett verloren. Der Wiederaufbau konnte nur bei null beginnen. Die einzige Option: Domain wipen und from scratch neu aufsetzen.

3. Der Angriff wurde zum Startschuss fürs Re-Brand
Am Ende war der Angriff der Auslöser für etwas, das längst überfällig war. Statt nur den Schaden zu begrenzen, habe ich die Situation genutzt, um meine gesamte Website neu aufzusetzen – Ciao Bugfix, hello Neuanfang.
Ich habe die Struktur überarbeitet, meine Positionierung geschärft und klar definiert, wofür ich stehe: Creative Direction, Motion Design und AI – präziser, fokussierter und näher an dem, was ich tatsächlich jeden Tag mache. Meine Arbeit, mein Style und meine Werte haben jetzt mehr Raum. Auch mein Motto #RespectCreatives ist sichtbarer geworden.
Parallel dazu habe ich Prozesse und Tools überholt: bessere Absicherung, sauberere Workflows, weniger Gimmicks und Features, mehr Struktur und Inhalt.
Unterm Strich hat mich der Angriff nicht geschwächt. Er hat meine Marke stabiler, klarer und moderner gemacht. Genau das, was ich brauchte – auch wenn der Anlass unbequem war.
4. Was ich aus diesem Vorfall gelernt habe
Der Hack hat mir ein paar Dinge deutlich vor Augen geführt.
Zum Beispiel, dass Sichtbarkeit Verantwortung bedeutet – auch wenn man kein Millionenpublikum hat. Schon ein gutes Google-Ranking reicht, damit man für automatisierte Angriffe interessant wird.
Außerdem habe ich gemerkt, dass eine Marke viel mehr ist als Design und ein schönes Interface. Es geht darum, wofür man steht und wie man es kommuniziert. Und wenn es alt ist – dann mach neu!
Drittens: Krisen sind manchmal der bessere Katalysator als jeder geplante Kreativprozess. Wenn etwas Altes zusammenbricht, entsteht automatisch Raum für etwas, das besser passt.
Und zuletzt: Transparenz schlägt Perfektion. Ich hätte das Thema einfach unter den Teppich kehren können. Aber am Ende schafft Offenheit mehr Vertrauen als der Versuch, immer makellos aufzutreten.

5. Warum ich dem Hacker heute tatsächlich dankbar bin
- Weil er mich dazu gebracht hat, Dinge anzupacken, die ich viel zu lange vor mir hergeschoben habe.
- Weil mir erst in diesem Moment bewusst wurde, wie wichtig meine digitale Reputation eigentlich ist.
- Und weil dieser Vorfall letztlich dafür gesorgt hat, dass meine Brand klarer, stabiler und zukunftsfähiger wurde.
Am Ende steckt in jeder Krise ein kurzer Moment der Entscheidung: wegducken – oder wachsen.
Ich habe mich für Wachstum entschieden.

Fazit: Wenn jemand versucht, dich zu schwächen, baue etwas, das stärker ist als vorher
Mein Website-Hack war unangenehm, chaotisch und unnötig.
Aber er hat mich dazu gebracht, meine Brand zu schärfen, meine technische Basis zu modernisieren und meine Position im Markt klarer zu definieren.
Wenn dich jemand angreift, benutze diesen Moment als Brennpunkt: für Klarheit, Fokus und ein Upgrade deiner eigenen Marke.
Ach ja!
Und regelmäßig Backups von deiner Website zu machen, kann natürlich auch nicht schaden. 😉

Über den Autor
Florian Feldmann
Creative Director aus Berlin für Strategie, Content und KI-gestützte Markenkommunikation.
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